Antimikrobielle Resistenz bedeutet, dass sich eine Mikrobe, etwa ein Bakterium, trotz der Einwirkung eines für sie tödlichen Wirkstoffs (Antibiotikum) weiter vermehren kann. Die Bakterien verteidigen sich durch verschiedene Mechanismen: Zum Beispiel, indem sie das Antibiotikum durch Pumpen aus den Bakterienzellen transportieren, das Antibiotikum durch Enzyme unschädlich machen oder durch genetische Mutationen.
Die Antibiotikaprophylaxe wirkt nur, wenn die STIs noch nicht resistent sind. Deshalb ist es wichtig, sie verantwortungsvoll einzusetzen und immer ein Auge auf mögliche neue Resistenzen zu haben, damit sie weiterhin wirkt.
Wenn Bakterien einem Antibiotikum ausgesetzt sind und überleben, weil die Behandlung zu kurz oder die Dosierung zu niedrig ist, tauschen sie oft Schutzmechanismen untereinander aus. Diese Resistenzentwicklung ist von Bakterienart zu Bakterienart sehr unterschiedlich. Während Gonokokken (Tripper-Bakterien) schnell gegen fast alle Antibiotika resistent werden, zeigen Syphilis und Chlamydien eine eher langsame Anpassung und sind nicht anfällig für die Entwicklung von Resistenzen gegen die Medikamente, die derzeit zu ihrer Behandlung beim Menschen eingesetzt werden.
Auch bei der antibiotischen STI-Prophylaxe wird in unregelmäßigen Abständen ein Antibiotikum eingenommen, das gegen eine Vielzahl von Bakterien und manchmal auch Parasiten wirksam ist. Es besteht nun die Sorge, dass sich Resistenzen gegen diese Erreger entwickeln und ausbreiten könnten, was die Wirksamkeit von Antibiotika bei anderen Infektionen und Personen beeinträchtigen könnte.
Auch die zur STI-Prophylaxe eingesetzten Antibiotika werden seit Jahren kontinuierlich sowohl bei akuten als auch bei chronischen Erkrankungen eingesetzt. Das Auftreten von Resistenzen ist in diesem Zusammenhang kein neues Phänomen und wurde in zahlreichen Studien untersucht. Eine frühere Übersichtsarbeit, in der die Eignung von Antibiotika für die STI-Prophylaxe bewertet wurde, stellte fest, dass überwiegend „geringe und vorübergehende“ Resistenzen beobachtet wurden (Truong R et al. 2023; doi:10.1093/jacamr/dlac009).
Auch in den beiden großen laufenden Studien in den USA und in Frankreich wurde bisher nur eine mäßige Resistenzentwicklung beobachtet. Neue Daten aus dem Jahr 2024 deuten zudem darauf hin, dass die Resistenzentwicklung von der Häufigkeit der Anwendung abhängt und dass auch die Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Mikrobioms sehr gering zu sein scheinen (V.T. Chu et al. CROI 2024; Abst. 1154).
Die „Test-and-Treat“-Strategie hat weltweit nicht den erhofften Erfolg im Kampf gegen sexuell übertragbare bakterielle Infektionen gebracht; die Infektionsraten stagnieren oder steigen sogar spürbar an. Hinzu kommt, dass die Aufklärung über Safer Sex in dem Maße an Wirksamkeit verliert, wie die Angst vor HIV abnimmt.
Ein wichtiger Wendepunkt in den USA war die Einführung der antibiotischen Postexpositionsprophylaxe. Wie vorhergesagt, führte diese erste Maßnahme ihrer Art in Gemeinden mit konsequenter Anwendung rasch zu einem deutlichen Rückgang der Chlamydien- und Syphilisinfektionen. Dies wird durch aktuelle Daten aus San Francisco bestätigt, die einen starken Rückgang dieser Geschlechtskrankheiten zeigen (Scott H et al., CROI 2024 #126; Bacon O et al., CROI 2024 #1151, Cohen S, CROI 2024 #37).
Die postexpositionelle Antibiotikaprophylaxe ist eine äußerst wirksame Präventionsmethode, die derzeit nur ein geringes Risiko der Resistenzentwicklung birgt. Die Erwägung ihres Einsatzes ist daher nicht nur gerechtfertigt, sondern deckt sich auch mit einem starken Interesse an dieser Methode in Gemeinschaften mit hohem STI-Risiko. Es wäre inakzeptabel, diese wirksame und gut verträgliche Option dieser Risikogruppe vorzuenthalten.
Eine antibiotische STI-Prophylaxe so selten wie nötig, aber konsequent und in der richtigen Situation, kann eine sinnvolle Ergänzung zur Prävention sein!
Treten trotz Antibiotikaprophylaxe Symptome auf, sollte die Einnahme sofort abgebrochen und ein Test auf STIs durchgeführt werden. Um den Nutzen zu maximieren und die Risiken zu senken, sollte die Prophylaxe auch nur dann eingesetzt werden, wenn ein besonderes Risiko für STIs besteht. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die antibiotische STI-Prophylaxe grundlegend von der HIV-PrEP, die immer konsequent eingenommen werden muss. Wie bei der HIV-PrEP sollte natürlich auch bei der STI-Prophylaxe beim Auftreten von Symptomen immer sofort ein Test gemacht werden, um die Gesundheit und die Wirksamkeit der Behandlung im Blick zu behalten.
Warum gehen wir in vielen Bereichen der Medizin und Veterinärmedizin eher rational an den oft kritisch gesehenen Einsatz von Antibiotika heran, während die antibiotische STI-Prophylaxe eine emotionale Debatte auslöst - obwohl sie nur einen kleinen Teil der Bevölkerung betrifft? Stecken hinter der ausgeprägten Skepsis gegenüber dieser Methode manchmal andere Motive als nur die Gefahr von Resistenzen? Könnten latente Homophobie, persönliche Vorstellungen von der „richtigen Art, Sex zu haben“ oder die Ablehnung eines biomedizinisch optimierten Lebensstils eine Rolle spielen?
Diese Fragen lassen sich nicht abschließend beantworten. Es ist jedoch wichtig, die Debatte weiter zu beobachten, um ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Gemeinschaft und medizinischen Aspekten zu finden.